DAS KONGO-PROJEKT

eco+faires Gold aus der Demokratischen Republik Kongo

Situation vor Ort

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo, besonders die Provinzen Nord- und Süd-Kivu, wird seit Mitte der 1990er Jahre von kriegerischen Auseinandersetzungen heimgesucht. Hier spielen innen- und außenpolitische, wirtschaftliche und ethnische Aspekte eine Rolle. Zwischen 1998 und 2007 haben Gewaltakte den Tod von 5,4 Millionen Menschen verursacht. Heute kosten sie immer noch jeden Monat 45.000 Menschen das Leben. Etwa 4 Millionen Menschen leben im eigenen Land auf der Flucht. Mehr als 50% dieser Binnenflüchtlinge kommen aus den Provinzen Nord- und Süd-Kivu. Die UN schätzt, dass seit 1998 in der DR Kongo mindestens 200.000, wahrscheinlich  eher 500.000 Frauen vergewaltigt wurden.  Auffällig ist, dass die Orte mit wertvollen Bodenschätzen die Zentren der Gewalt bilden. Dies legt nahe, dass die Kontrolle und die Vermarktung der Bodenschätze einer der Hauptgründe für Krieg, Vertreibung und Vergewaltigung sind.

Immer noch gibt es Minen, die von der kongolesischen Armee oder Rebellentruppen kontrolliert werden und der Konfliktfinanzierung dienen. Deshalb gehören Gold, Tantal, Zinn und Wolfram aus dem Kongo immer noch zu den sogenannten Konflikt-Mineralien. Vor einigen Jahren gab es in der EU ein Handelsverbot für diese Konfliktmineralien aus dem Kongo. Man hat aber festgestellt, dass die illegalen Akteure davon nicht wirklich betroffen sind, da sie andere Vermarktungswege gefunden haben. Viele Mineralien werden in die Nachbarländer Uganda, Ruanda und Burundi geschmuggelt, von wo aus diese mit „sauberer“ Herkunft weiterverkauft werden. Betroffen von den Handelsbeschränkungen waren vor allem die einfachen Bergleute und deren Familien, die um ihre Einkommensquelle gebracht wurden.

Deshalb hat man mittlerweile eine andere Strategie entwickelt:

Im Auftrag von EU und Bundesregierung erfasst eine Außenstelle der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Minentätigkeiten im Kivu. Der Auftrag besteht darin, die Formalisierung (Verfassung als Kooperativen) und die Legalisierung (Schürflizenzen in freigegebenen Bezirken) des artisanalen Kleinbergbaus zu unterstützen. Die BGR zertifiziert die Minen nach einem differenzierten Kriterienkatalog. Dort, wo es weder illegale Abgaben an Kriegsparteien noch Kinder- oder Zwangsarbeit gibt und wo keine Chemikalien wie Quecksilber eingesetzt werden, können die Kooperativen ihre Mineralien legal und offiziell ausführen, wenn sie Käufer finden.

Als Antwort auf vielfältige Menschenrechtsverletzungen durch staatliche Vertreter und andere Akteure engagieren sich verschiedene für die Rechte der Bevölkerung. Dort arbeiten Rechtsanwälte und Experten für Landwirtschaft und Bergbau. Unsere ursprüngliche Zusammenarbeit mit der „Commission Diocesaine Justice et Paix“ (CDJP Bukavu) hat sich leider nicht als tragfähig erwiesen.

Mittlerweile haben wir am Aufbau der Namulisa ASBL, einer gemeinnützigen Menschenrechtsorganisation nach kongolesischem Recht mitgewirkt. In der Namulisa ASBL engagieren sich kongolesische Juristen, Landwirtschaftsexperten, Mediziner und Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen. Diese Fachleute haben sich in den vergangenen Jahren schon eine große Vertrauensbasis in der Bevölkerung aufgebaut. „Namulisa“ ist ein Wort aus der regionalen Mashi-Sprache und bedeutet soviel wie „Die Mutter, die niemanden hungrig wegschickt“.

Netzwerk

Unser Netzwerk besteht einerseits aus den staatlich beauftragten und bergmännisch kompetenten Strukturen der BGR in Deutschland (Hannover) und im Kongo (Bukavu) und andererseits aus den NGO´s Süd-Kivu e.V. (Hamburg) und Namulisa ASBL (Bukavu), welche humanitäre Arbeit leisten und die Wahrung der Menschenrechte in der Region unterstützen.

Gemeinsam mit der BGR und Namulisa ASBL arbeiten zwei seriöse Organisationen dauerhaft vor Ort und besuchen regelmäßig unsere Partner-Mine, um sich von der aktuellen Situation und der Einhaltung der Vereinbarungen zu überzeugen.

Die BGR führt eine Zertifizierung nach dem Prinzip der „Closed Trading Chain“ (CTC) durch. Diese CTC-Zertifizierung wird durch Vertragsvereinbarungen zwischen der COMIDEA, der Namulisa ASBL und mir ergänzt. In diesem Vertrag sind weitere Kriterien aufgeführt, die speziell auf die Situation im Kongo abgestimmt sind. Dazu zählen vor allem die Legalitätskriterien.

Bei unseren Aktivitäten haben wir auch die regionale Entwicklung auch außerhalb des reinen Bergbausektors im Blick. Deshalb werden speziell für Frauen Alternativen zur Arbeit in den Minen thematisiert und realisiert.

Da wir auch an die Zukunft nach dem Bergbau denken, wird die Renaturierung von Anfang an eingeplant und finanziert.

Aus den Erfahrungen anderer Projekte haben wir gelernt eine relativ hohe Prämie für das eco+faire Gold zu zahlen, damit Schwarzgeldwäsche und andere illegale Praktiken keine ökonomisch sinnvolle Alternative zum legalen Goldhandel darstellen. Außerdem kann die Verbesserung der Situation vor Ort so schneller realisiert werden.

Flankierend arbeiten wir mit dem Perma-Kultur-Campus in Hamburg zusammen, der in Äquatorialafrika Schulungszentren zur besseren landwirtschaftlichen und sozialen Gestaltung aufbauen will.

Daneben gibt es weitere v.a. kirchliche Gruppierungen, die auf privater Ebene Partnerschaftsprojekte in der Kivu-Region pflegen und den informellen Austausch lebendig halten.

Gold-Projekt

Ein Ziel unseres Projektes ist es, umweltschonend gewonnenes und angemessen bezahltes Gold für Goldschmiede und andere goldverarbeitende Unternehmen in Deutschland/Europa anzubieten. Gleichzeitig geht es darum, den Menschen in der Krisenregion Süd-Kivu eine wirtschaftliche Perspektive auf Wohlstand und Entwicklung zu bieten.

Bisher ist das Projekt auf eine Goldmine und eine kleine Region (ca 80 qkm) beschränkt. Es soll ein Leuchtturm-Projekt sein, das hier in Europa zeigt, mit wie geringen Mitteln dort eine große Wirkung erzielt werden kann. Gleichzeitig soll es dort zeigen, dass mit umweltschonendem Goldabbau, angemessener Bezahlung und legalen Strukturen die Bevölkerung einer ganzen Region profitiert.

Seit 2016 war ich mehrmals selbst im Süd-Kivu, habe verschiedene Minen besucht (auch solche, in denen katastrophale Verhältnisse herrschen) und habe mit Hilfe von BGR und Menschenrechtsexperten die Minen-Kooperative COMIDEA in Nzibira als Partner gewinnen können. Dieser Kooperative sind mehrere Goldminen angeschlossen, die alle Waschgold aus sekundären Lagerstätten gewinnen. Die COMIDEA hat eine Verfassung und gewählte Vertreter und ist in der Region als seriös bekannt.

Da die Könige der kleinen Territorien als traditionelle Hoheiten Verwalter von Grund und Boden sind, war es wichtig, mich und das Projekt vorzustellen und ihre Zustimmung zu erhalten. So habe ich an einem Königsrat mit 7 Königen und einer Königin teilnehmen dürfen. Da die Menschen in der Region schon sehr schlechte Erfahrungen mit Ausländern gemacht haben, waren sie zuerst sehr zurückhaltend. Der Fürsprache einer kongolesischen Menschenrechtsanwältin ist es zu verdanken, dass sie ihre Zustimmung gegeben haben, das in ihrem Territorium geförderte Gold an mich zu verkaufen.

Der Vertrag

Im August 2017 habe ich mit der Bergbau-Kooperative COMIDEA einen Vertrag über die Lieferung von umweltschonend und sozialverträglich gewonnenem Waschgold aus der Mine Nyakabindi geschlossen, der inzwischen von der Namulisa ASBL begleitet wird.

Ich sichere folgenden Kaufpreis zu:

  •  Für das enthaltene Feingold zahle ich 100% des aktuellen LBMA-Kurses.
  •  Um die Bergleute gegen einen Kursverfall abzusichern, gilt ein Mindestpreis von 40US$ pro Gramm Feingold.
  •  Für die bessere Ausstattung mit Werkzeug und Sicherheitsausrüstung zahle ich einen Bonus in Höhe von 10% auf den Goldwert.
  • Als Ausgleich für den Ausbeuteverlust durch den Verzicht auf Quecksilber und andere chemische Hilfsmittel zahle ich weitere 15% Bonus auf den Goldwert.
  •  Damit nicht nur die Minenarbeiter von dem Projekt profitieren, zahle ich einen weiteren Bonus von 10% des Warenwertes für lokale Infrastrukturmaßnahmen.

Die Namulisa ASBL dient in dieser Konstellation als Kontrollinstanz für die Einhaltung der vereinbarten Bedingungen in der Mine und als Treuhänderin für den Austausch von Geld und Ware. Namulisa ASBL stellt außerdem sicher, dass die Prämien für die Verbesserung der Arbeitssituation und für die Infrastrukturmaßnahmen zweckgemäß eingesetzt werden.

Das Gold

Das Gold wird als naturbelassenes Waschgold geliefert. Es ist weder mit Chemikalien behandelt, also nicht mit Quecksilber amalgamisiert, noch eingeschmolzen, so dass der mineralische Fingerabdruck und das natürliche Erscheinungsbild von Größe, Form und Farbe erhalten bleibt. Es gibt manchmal recht große Nuggets. Diese sind jedoch zu schade zum Einschmelzen und haben oft Beimengungen, die die Weiterverarbeitung schwierig bis unmöglich machen. Deshalb kaufe ich vor allem „Golddust“, also ganz feine Goldpartikel. Laut Röntgenspektralanalyse durch unsere Edelmetallscheideanstalt beträgt der Goldgehalt zwischen 960‰ und 970‰ , der Rest ist im Wesentlichen Silber (ca 30‰). Wir haben verschiedene Golddust-Proben geschmolzen, legiert, gewalzt, geschmiedet und gegossen und es gab keine Probleme bei der Verarbeitung. Das Waschgold aus dem Kongo ist also dazu geeignet, dass es ohne vorherigen Aufbereitungsprozess direkt verarbeitet werden kann.

Bisherige Erfolge

  • Einführung einer ordentlichen Buchführung bei der COMIDEA (für die eigene Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Material- und Geldflüsse)
  • Legaler Status für Frauen in den Minen, Schutz der Menschenrechte, weniger Diskriminierung: Bisher hatten Frauen nicht die Möglichkeit eine offizielle „Diggercard“, also eine Schürflizenz zu bekommen. Sie bekamen nur 1/2 US$ Lohn pro Tag und waren der Willkür der Bergmänner ausgesetzt.
    Mittlerweile wurde erreicht, dass auch Frauen eine Diggercard bekommen und 1 US$ am Tag verdienen.
  • Für die Minen-Frauen wurde ein Hangar gebaut, der sie während der Arbeit vor der Witterung (Sonne, Regen) schützt und ihnen einen Rückzugsraum bietet, der sie vor sexuellen Übergriffen schützt.
  • Bessere Ausstattung für die Minenarbeiterinnen: Ca. 50 Minenarbeiterinnen haben Arbeitskleidung (Blaumänner), Waschpfannen, Hämmer etc bekommen.

Verbundene Projekte

  • Den Bonus von 10% für Infrastrukturmaßnahmen in den beteiligten Dorfgemeinschaften zahle ich, damit nicht nur die Minenarbeiter von dem Projekt profitieren, sondern auch die Bauern und Händler der Region. So gibt es weniger Neid und größere Unterstützung von allen Menschen in der Region. Gemeinsam mit dem Königrat und lokalen Menschenrechtsexperten haben wir als dringendsten Bedarf die Trinkwasserversorgung identifiziert. Es werden konkrete Trinkwasserprojekte geplant und umgesetzt, wenn genügend Geld in dem Fond angesammelt ist.

Auf dem Bild sieht man einen Kanal, in dem Quellwasser aus den Bergen herangeleitet wird.

  • Die Namulisa ASBL leitet die Menschen, hauptsächlich Frauen vor Ort an, Spar- und Kreditgemeinschaften zu gründen, um sich gegenseitig finanziell zu helfen und unabhängig von Kredithaien zu werden. Mittlerweile haben sich schon in 4 Dörfern solche Genossenschaften gegründet.
  • Frauen, die nicht mehr in den Minen arbeiten möchten, haben jetzt eine Alternative: Sie erhalten finanzielle Unterstützung zur Gründung eines „small business“. Die Frauen züchten Ziegen, Kaninchen oder Geflügel, bauen Gemüse an oder handeln mit Zucker, Salz und Gewürzen. Damit generieren sie ein eigenes Einkommen, werden finanziell unabhängig und tragen zur besseren Lebensmittelversorgung in der Region bei. Dies ist ein großer Fortschritt, denn bisher sind viele Menschen unter- und mangelernährt, da viele Grundnahrungsmittel aus dem benachbarten Ausland teuer importiert werden müssen.
  • Eine Imkerin bildet andere Frauen und Männer zum Imker aus. Honig ist ein sehr begehrtes und gesundes Lebensmittel. Für einen Liter Honig werden 5 US$ gezahlt, was im Süd-Kivu ungefähr einem Wochenlohn entspricht.
  • Frauen produzieren aus Naturmaterialien oder Kunststoffstreifen Körbe, Taschen, Matten, Schulranzen, Seifenschalen und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs.
  • Seit August 2017 wurde eine Getreidemühle aufgebaut, damit die Bauern in der Minenregion ihren Mais selbst weiterverarbeiten und in der Stadt zu besseren Preisen verkaufen können. Gleichzeitig wird das Maismehl für die Menschen in der Region günstiger, da sie es nicht von Zwischenhändlern kaufen müssen.

    Diese Getreidemühle konnte im April 2019 eingeweiht werden. Seitdem produziert sie Maismehl für den lokalen Markt. Es sind 12 feste Arbeitsplätze entstanden und weitere lokale Händlerinnen verkaufen das Mehl auf den Märkten der Umgebung.