Worauf es beim Diamantkauf ankommt – ein Ratgeber

Immer wieder stellen Kunden uns die Frage, was sie beim Kauf eines Diamanten beachten sollen. Denn sie suchen nicht nur einen schönen Edelstein, sondern betrachten den Diamanten auch als Wertanlage, die vielleicht einmal vererbt oder irgendwann wieder verkauft werden soll. Viele Verbraucher informieren sich im Internet. Schnell fühlen sie sich von der Flut an Angeboten, den dort gemachten Angaben zu den Diamanten und von den genannten Preisen überfordert.
Wie kann es sein, dass z. B. Brillanten mit einem Gewicht von 1 Carat, Farbe Top Wesselton (G) und Reinheit SI mit GIA-Zertifikat von einem Anbieter in einer Preisspanne von 4.150 € /ct bis zu 9.903 € /ct angeboten wird?
Wie erklären sich diese enormen Preisunterschiede?
Gibt es im Internet Schnäppchen zu kaufen, die vorher noch niemand entdeckt hat?                

Als erfahrender Goldschmied und Diamantgutachter kann ich Ihnen dies erklären und einige Hinweise geben:

Grundsätzlich kaufen wir keinen Diamanten, den wir nicht vorher selbst gesehen und selbst in unserem eigenen Edelsteinlabor untersucht haben. Denn es gibt einige Faktoren, die nicht in einem Zertifikat genannt werden, aber großen Einfluss auf den Kaufpreis und die Schönheit des Diamanten haben und gegebenenfalls einen Wiederverkauf sehr schwer machen können.    

Solche Faktoren sind:

In der Regel wird das Verhältnis von Gewicht zu Durchmesser nicht angegeben. Dies spielt aber für die optische Wirkung eine entscheidende Rolle, denn ein 1-Caräter sollte auch die entsprechende Größe aufweisen.

Für die angegebene Farbgraduierung wird eine Farbskala von hochfeinem Weiß hin zu gelblich genutzt. In diesem System werden andere Tönungen (Braun, Grau, Grün, Mischfarben) nicht erfasst. Dennoch kann eine solche Tönung die farbliche Wirkung des Diamanten und seine Wertigkeit sehr beeinflussen.

Manche Diamanten zeigen eine natürliche Fluoreszenz. Das bedeutet, dass die Steine bei bestimmten Lichtverhältnissen (UV-Licht)  spontane Farbveränderungen aufweisen. So kann ein Diamant mit starker Fluoreszenz im Sonnenlicht bläulich leuchten. Auch bei Kunstlicht kann dieses Phänomen auftreten und die Wirkung des Diamanten negativ beeinflussen. Eine starke Fluoreszenz wirkt sich ebenfalls mindernd auf den Preis des Diamanten aus.

Bei der Angabe des Reinheitsgrades kommt es darauf an, wie groß und häufig die  Einschlüsse sind, welche Farbe sie besitzen und wo sie im Diamanten positioniert sind. Ein weißer Einschluss am Rand fällt weniger auf als ein schwarzer Einschluss unter der Tafel (in der Mitte des Brillanten). Bei den Reinheitsgraden VS, SI und PI mindert ein dunkler Einschluss unter der Tafel den Wert des Brillanten erheblich. Diese Information wird nicht in allen Zertifikaten angegeben.

Es kann sein, dass die Diamanten trübe (milky) wirken. Diese Trübung wird durch mikroskopisch kleine, gleichmäßig verteilte Einschlüsse verursacht. Hierdurch wird die Transparenz gemindert und die Brillanz geschwächt.

Neben diesen nicht deklarierten Merkmalen können beim Kauf von Diamanten im Internet weitere Risiken auftreten.

Es gibt keinen einheitlichen Standard für die Graduierung von Diamanten. Die verschiedenen Labore ( EGL, IGI, DPL, HRD, GIA etc.) graduieren Farbe, Reinheit, Schliff und Fluoreszenz nach eigenen Standards. In Fachkreisen sind Steine mit bestimmten Zertifikaten deshalb mehr wert als andere laut Zertifikat vergleichbare Steine.

Diamanten können versehentlich vertauscht worden sein, da sie immer durch mehrere Hände gehen.

Steine können falsch graduiert worden sein. Bei tausenden von Diamanten am Tag, kann das immer mal wieder vorkommen.

Neben diesen ärgerlichen Fehlern, kommt es auch immer wieder zu betrügerischen Fällen:

Diamanten können absichtlich durch synthetische Diamanten ersetzt werden.

Auch gefälschte Zertifikate tauchen immer wieder auf.

Oder es werden Diamanten exakt nach den vorliegenden Zertifikatsangaben ( Maße und Gewicht) nachgeschliffen, sind aber in Farbe, Reinheit oder Fluoreszenz schlechter als im Zertifikat angegeben.

All diese Merkmale sind in der Regel nicht im Internet genannt.
Durch solche Faktoren wird der Preis für einen Diamanten aber erheblich beeinflusst. Deshalb: Kaufen Sie keinen Diamanten, den Sie vorher nicht selbst gesehen haben. Am besten vergleichen Sie ihn mit anderen, ähnlichen Steinen, um die Unterschiede besser erkennen zu können. So machen wir es auch bei der Auswahl eines Brillanten.  

Immer wieder hören wir, dass Diamanten, die im Internet als Wertanlage gekauft wurden, nicht mehr verkäuflich sind, weil sie Mängel aufweisen, die im Internet nicht genannt werden oder in Qualitätsstufen sind, die am Markt nicht gefragt sind.

Das fällt in der Regel erst Jahre später auf, wenn der Stein veräußert werden soll und der Fachhändler den Stein niedriger einstuft. Eventuelle Rückgabefristen sind bis dahin längst hinfällig.        

Um einen guten oder optimal erscheinenden Diamanten zu kaufen, der auch später einmal wieder verkaufbar ist, bedarf es großer Fachkompetenz, die Sie sich im Internet nicht selbst aneignen können. Außerdem kann auch ein Fachmann nur mit Hilfe spezieller Untersuchungsgeräte exakte Bestimmungen vornehmen und die Angaben eines Zertifikates überprüfen.

Da Sie als interessierter Laie nicht die Erfahrung und die erforderlichen Geräte haben, empfehlen wir Ihnen, sich bei einem kompetenten Goldschmied Ihres Vertrauens beraten zu lassen.

Dort können Sie sich eine unverbindliche Auswahl an Diamanten anschauen.

Wenn Sie vorher angeben, was Sie suchen, kann der Goldschmied Ihres Vertrauens eine qualifizierte Vorauswahl treffen und Ihnen diese innerhalb von wenigen Tagen vorlegen. Er kann Ihnen auch die Unterschiede erklären und veranschaulichen.

Der Wert eines Diamanten unterliegt verschiedenen Markteinflüssen, bis hin zur Spekulation. Deshalb empfehlen wir Diamanten Ihrer Schönheit wegen zu kaufen und als Schmuck zu tragen.